Nachhaltigkeit – Teil 1: Was bedeutet Nachhaltigkeit

Das Wort Nachhaltigkeit wird vermutlich jeder schon mal gehört haben. Grade in den letzten Jahren spricht sich mehr und mehr rum, dass wir nicht so weitermachen können wie bisher. Unser Handeln muss nachhaltiger werden. Und die wenigsten werden diesem Satz wiedersprechen. Aber was bedeutet Nachhaltigkeit eigentlich? Wenn wir nachhaltiger Agieren sollen, wie ist das umsetzbar? Was müssen wir berücksichtigen?

Die Frage nach der Bedeutung des Begriffs Nachhaltigkeit ist leider gar nicht so einfach zu beantworten. Jeder kann ja mal selber kurz überlegen, was er dazu spontan sagen würde:

  • Weniger Auto fahren
  • Weniger Wasser verbrauchen
  • Weniger Plastikmüll erzeugen
  • Weniger Umweltverschmutzung
  • Weniger CO2 Fußabdruck

Das alles sind sicherlich gute Ansätze, aber leider keine Erklärung des Begriffs Nachhaltigkeit. Deswegen möchte ich hier im ersten Teil versuchen, eine Definition von Nachhaltigkeit zu liefern, welche auch sinnvoll anwendbar ist.

Definitionen von Nachhaltigkeit

Schauen wir doch einfach mal zu Wikipedia: 

Nachhaltigkeit ist ein Handlungsprinzip zur Ressourcen-Nutzung, bei dem eine dauerhafte Bedürfnisbefriedigung durch die Bewahrung der natürlichen Regenerationsfähigkeit der beteiligten Systeme (vor allem von Lebewesen und Ökosystemen) gewährleistet werden soll.

https://de.wikipedia.org/wiki/Nachhaltigkeit

Alles klar? Mit einem Grundverständnis von Nachhaltigkeit und nach mehrmaligem Lesen dieses Satzes weiß ich, was der Autor damit gemeint hat. Oder zumindest denke ich, dass ich es weiß. Ganz sicher bin ich mir aber nicht. Eine Beschreibung von Nachhaltigkeit mit diesen Worten mag zwar fachlich korrekt sein und für einen wissenschaftlichen Aufsatz auch nutzbar. Aber für den alltäglichen Umgang ist das leider nicht wirklich hilfreich.

Es gibt eine Definition von Nachhaltigkeit aus dem Jahre 1987. Wer also denkt, dass Nachhaltigkeit ein neuer Begriff ist, der hat sich leider geirrt. Die Definition lautet:

Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.

Our Common Future (Brundtland Report), 20.03.1987, Report of the World Commission on Environment and Development

Gar keine schlechte Definition des Begriffs. Vor allem wenn man bedenkt, dass sie schon über 35 Jahre alt ist. Wow. Schon vor vielen Jahren haben sich Leute ernsthaft Gedanken zum Thema Nachhaltigkeit gemacht. Leider sind viele dieser Gedanken bis heute wenig beachtet und noch weniger umgesetzt. Der Gedanke, dass wir nicht nur unsere eigenen Bedürfnisse (also das was wir brauchen und wollen) beachten sollen, sondern auch die der Generationen nach uns, ist leider an vielen Stellen nur bedingt zu finden. Deswegen gehen auch seit einigen Jahren vermehrt Kinder und Jugendliche Freitags Nachmittags auf die Straßen. Denn schon jetzt ist absehbar, dass in 20 bis 30 Jahren die Veränderungen, die auch wir schon anfangen zu erleben, noch viel stärker werden.

Wie wir hier schon erkennen können, ist Nachhaltigkeit nicht so einfach in Worte zu fassen und zu verstehen. Es gibt keine allgemein anerkannte und eindeutige Definition des Begriffs, an dem man Nachhaltigkeit definieren und messen kann. Und so kocht jeder auch ein wenig sein eigenes Süppchen, wenn es um die Nachhaltigkeit geht. Und leider wird Nachhaltigkeit an einigen Stellen auch nur als Buzz-Word verwendet, um sein Produkt oder sein handeln als besonders darzustellen. „Wir arbeiten CO2-Neutral“ oder „wir wirtschaften Nachhaltig“ sind an vielen Stellen leider nur Worte, die relativ wenig Aussagekraft über die tatsächliche Bedeutung hinter den Worten übrig lassen. Im Zweifelsfall wird der CO2-Verbrauch so lange schöngerechnet, bis wir bei CO2-Neutral rauskommen. Das kann natürlich auch nicht der richtige Weg sein. Wenn Nachhaltigkeit nur noch Buzz-Word ist, dann ist weder unsere Umwelt noch den künftigen Generationen damit geholfen.

Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit

Ich möchte noch eine weitere Erklärung von Nachhaltigkeit hinzufügen, welche mir persönlich sehr gefällt. Es handelt sich dabei um das Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit. Die Quelle ist nicht genau bekannt. Weitere Infos dazu finden sich im Wikipedia-Artikel zum Modell. Das Modell besagt, das Nachhaltigkeit auf 3 Säulen basiert:

  • Okölogie – Wie gehen wir mit unsere Umwelt um?
  • Soziales – Wie gehen wir miteinander um?
  • Ökonomisches – Betrachtet die Wirtschaftlichkeit

Diese Erklärung ist für mich deswegen so schön, weil sie erstmal von drei Begriffen ausgeht und sagt, dass alle drei Bereich in ein Gleichgewicht gebracht werden sollen. Nur dann sind wir Nachhaltig. Interessant ist hier, das auch Soziales und die Wirtschaftlichkeit eine Rolle spielt. Oft wird Nachhaltigkeit ja nur als „wir müssen unsere Umwelt schützen“ verstanden. Aber wenn Soziale und wirtschaftliche Aspekte nicht betrachtet werden, wird das keine Entwicklung geben, die auch für künftige Generationen sinnvoll ist.

Ein Beispiel gefällig: Ein Unternehmen stellt ein Produk X her. (Was ist relativ egal. Es könnte sich um Lebensmittel, Kleidung oder auch Maschinen handeln.) Es möchte die Umwelt mehr schützen (ökologisch sinnvoll) und investiert deswegen in Maschinen, die weniger CO2 ausstoßen. Diese Maschinen sind aber sehr teuer und langsamer als die vorherigen Maschinen. Gleichzeitig werden auch Rohstoffe regional besorgt, damit lange Transportwege entfallen. Diese Rohstoffe sind leider auch deutlich teurer. Im Ergebnis muss das Unternehmen das Produkt X deutlich teurer anbieten. Obwohl das Unternehmen mit seiner CO2-Ersparniss wirbt, kaufen weniger Leute das Produkt X. Das Unternehmen muss also Leute entlassen. Im schlimmsten Fall sogar dichtmachen.

Hier hat das Unternehmen ja eine gut gemeinte Idee – weniger CO2 auszustoßen – so umgesetzt, dass zwar ökologisch eine Verbesserung erreicht wurde, aber die sozialen und ökonomischen Auswirkungen sind eine Katastrophe. Das Unternehmen ist pleite und die Leute arbeitslos. Das kann aber nicht das Ziel von Nachhaltigkeit sein, oder?

Wie man sehen kann, ist Nachhaltigkeit nach dieser Beschreibung gar nicht so einfach. Im Gegenteil, sie wird schnell komplex und unübersichtlich und kann ganz unerwartete und negative Neben- und Wechselwirklungen haben. Deswegen soll es in weiteren Teilen der Reihe auch mehr zum Thema geben. Insbesondere natürlich die Frage, ob und wie sich Nachhaltigkeit denn wirklich im Leben umsetzen lässt.

 

Ein Kommentar

Nachhaltigkeit – Teil 2: Kleine Schritte gehen » Sebastians Blog

Oktober 24, 2021 at 4:19 pm Antworten

[…] Im ersten Teil von Nachhaltigkeit habe ich mir ein paar Definitionen von Nachhaltigkeit angeschaut. Was klar zu erkenne ist: Nachhaltigkeit ist kein einfaches Thema und nichts, was man noch irgendwie nebenbei umsetzen kann. Hilfreich ist das drei Säulen Modell, um zu verstehen, dass es nicht nur um die ökologische Komponente von Nachhaltigkeit geht, sondern auch soziale und ökonomische Aspekte mit betrachtet werden müssen. Alle drei müssen im Einklang sein, um wirklich nachhaltig nachhaltig zu agieren. […]

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