Nachhaltigkeit – Teil 2: Kleine Schritte gehen

Im ersten Teil von Nachhaltigkeit habe ich mir ein paar Definitionen von Nachhaltigkeit angeschaut. Was klar zu erkenne ist: Nachhaltigkeit ist kein einfaches Thema und nichts, was man noch irgendwie nebenbei umsetzen kann. Hilfreich ist das drei Säulen Modell, um zu verstehen, dass es nicht nur um die ökologische Komponente von Nachhaltigkeit geht, sondern auch soziale und ökonomische Aspekte mit betrachtet werden müssen. Alle drei müssen im Einklang sein, um wirklich nachhaltig nachhaltig zu agieren.

Das alles ist ja ganz nett und solange man es nicht im Detail betrachtet, wird mir vermutlich jeder zustimmen. Aber was bedeutet das jetzt ganz praktisch? Wie kann ich in meinem Leben ein Stück nachhaltiger werden? Es ist nötig, das schöne theoretische Konstrukt der Nachhaltigkeit mit den drei Säulen auf meinen Alltag zu übertragen und dabei ganz praktisch zu werden. Wie im Beispiel am Ende des ersten Artikels erklärt, ist das komplexer als auf den ersten Blick gedacht. Was sich auf den ersten Blick super anhört, ist es auf den zweiten Blick nicht. Ist das ein Grund aufzugeben?

Falls ja, dann wäre dieser Beitrag hier zu Ende.

Falls nein, dann machen wir weiter im Thema Nachhaltigkeit. Und wir müssen uns die Frage stellen, wie wir das Ziel der Nachhaltigkeit dann erreichen können.

Wer jetzt weiter liest, der ist also wie ich der Meinung, dass das Thema Nachhaltigkeit nicht aufgegeben werden sollte. Vielleicht hast Du dich mit der oben stehenden Frage schon selber beschäftigt und möchtest gerne Wissen, was meine Antwort ist. Oder/und dir ist das Thema so wichtig, dass du dich nicht damit zufrieden gibst, dass es keine Herangehensweise an Nachhaltigkeit gibt.

Beginne mit dem ersten Schritt

Wie aus der Überschrift des Artikels schon zu erkennen, möchte ich den Weg der kleinen Schritte vorschlagen. Das lehnt sich an den Ausspruch des chinesischen Philosophen Konfuzius an: „Auch der weiteste Weg beginnt mit einem ersten Schritt.“ Statt also den ganzen Weg zur Nachhaltigkeit auf einmal gehen zu wollen, beginnen wir den Weg mit dem ersten Schritt. Und nach dem ersten Schritt folgt der Zweite, und der Dritte, und so weiter. Das ist ein Konzept das wir täglich anwenden. Wann immer wir wohin wollen, müssen wir mit dem ersten Schritt anfangen. Egal ob das der Weg zur Arbeit, aufs Sofa oder ins Bad ist. Die gleiche, pragmatische Herangehensweise können wir auch bei größeren und unbekannten Dingen anwenden, z.B. der Besteigung eines hohen Berges. Ohne den ersten Schritt wird man nie oben ankommen.

Jetzt wirst du vielleicht entgegnen, dass man auch nach dem ersten Schritt nicht zwingend oben ankommen muss. Das ist richtig. Und an manchen Stellen auch völlig in Ordnung. Und ich glaube das ist ein wichtiger Punkt, den wir beim Thema Nachhaltigkeit berücksichtigen müssen. Es ist ok, wenn wir nicht das Ziel der vollständigen Nachhaltigkeit (was immer genau das ist) erreichen. Wichtig ist, dass wir uns auf den Weg machen und in kleinen Schritten vorankommen. Oder stell dir vor, du willst erst Nachhaltigkeit in allen Facetten verstanden und durchgeplant haben – was vermutlich nie der Fall sein wird – und würdest erst dann losgehen. Also nie losgehen. Wirst du dann Nachhaltiger? Die Antwort lautet nein. Das einzige was du wirst, ist mehr und mehr frustriert.

Welche kleinen Schritte kann ich gehen?

Also lieber losgehen und kleine Schritte machen. Was kann das sein? Ich möchte ein paar ganz einfache Dinge nennen, mit denen man anfangen kann. Man muss dafür kein Geld ausgeben und vermutlich sehr wenig zusätzliche Zeit aufwenden.

Wasser beim Einseifen ausmachen

Hände waschen ist wichtig. Das haben wir alle schon als Kind gelernt. Grade auch in der aktuellen Corona Situation. Und wer sich noch dran erinnert oder wieder neu dran erinnert wurde: man sollte sich die Hände gründlich mit Seite einreiben. Die Empfehlung ist, dies mindestens 20 Sekunden zu tun. Läuft in der Zeit das Wasser weiter oder wird es ausgemacht?

Wer das Wasser einfach laufen lässt, der kann mit dieser ganz einfachen Methode einen ersten Schritt in Richtung Nachhaltigkeit gehen. Kostet kein Geld und ist fast überall einfach umzusetzen. Wir sparen Wasser und nebenbei noch ein wenig Geld. Es hört sich vielleicht so an, als ob das nur sehr wenig bis gar nichts bringt. Mal angenommen ich mache das 5 Mal am Tag (das ist jetzt nur für die Rechnung, du darfst dir gerne öfter die Hände waschen). Und jedes Mal spare ich pro Händewaschen vielleicht einen Liter Wasser. Also am Tag insgesamt 5 Liter. Hochgerechnet auf ein Jahr sind das immerhin rund 1.800 Liter Wasser, die ich alleine Einspare. Global betrachtet ist das natürlich gar nichts. Aber wenn sehr viele Leute jeden Tag 5 Liter Wasser sparen, bringt das auch global eine Menge ein.

Gleiches gilt natürlich auch z.B. unter der Dusche.

Eine wichtige Sache noch: Nicht Hände waschen ist nicht Nachhaltiger. Wenn ihr oder andere dadurch krank werdet, ist jeglicher positiver Effekt sofort wieder weg. Also bitte nicht aufs Händewaschen verzichten.

Waschmaschinen und Geschirrspüler nur anmachen, wenn sie voll sind

Das ist jetzt auch keine neue Idee, aber sehr sinnvoll. Waschmaschinen und Geschirrspüler sind aus unseren Haushalten nicht mehr wegzudenken. Und praktisch sind sie wirklich. Das stell man vor allem dann fest, wenn eines der Geräte mal kaputt geht. Am effizientesten – sowohl beim Wasser- als auch beim Energieverbrauch – sind die Geräte aber, wenn sie voll beladen sind. Gerade bei kleinen Haushalten (nur ein oder zwei Personen) hat man aber gar nicht die Menge an Geschirr oder Wäsche, um die Geräte wirklich voll zu machen. Man aktuell Waschmaschinen haben eine Beladung von 8kg oder mehr – wisst ihr, wie viel Wäsche das wirklich ist. So viel schafft man alleine fast gar nicht, dreckig zu machen. Bei einem großen Haushalt ist das natürlich anders.

Für kleinere Haushalte lohnt sich also unter Umständen die Anschaffung eines Gerätes, welches kleiner ist. Da gibt es sowohl Waschmaschinen als auch Geschirrspüler. Wichtig ist, dass sie möglichst voll sein sollen, bevor man sie anstellt. Grade bei Geschirrspülern ist es aber auch wichtig, nicht zu viel rein zu quetschen – sonst wird das Geschirr nicht sauber und man muss alles noch mal machen.

Duschen statt Baden

Ich muss zugeben, dass ist für mich jetzt kein Punkt, wo ich Problem mit habe. Ich gehe (wenn überhaupt) maximal ein bis zwei mal im Jahr in die Badewanne. Sonst wird geduscht. Es gibt aber auch Leute, die sehr gerne Baden. Grundsätzlich ist ja gegen ein Bad auch nichts einzuwenden. Man muss sich aber vor Augen führen, dass Bad in der Badewanne rund 150 Liter Wasser verbraucht (abhängig von der Größe der Badewanne, können es auch etwas mehr oder weniger sein). Beim Duschen braucht man ungefähr 10 Liter Wasser pro Minute – aber nur wenn die Dusche auch läuft. Wenn man jetzt 10 Minuten wirklich das Wasser laufen lässt (was recht lange ist), dann verbraucht man immer noch nur 2/3 der Wassermenge des Badens.

Alte Geräte aussortieren behalten

Das ist ein Hinweis, den ihr durchaus auch anders finden werdet. Da wird euch erzählt (insbesondere in Werbung), dass die alten Geräte so viel mehr Strom und Wasser verbrauchen, dass ihr doch mit den neuen Gerät ganz viel Energie und Wasser sparen könnt. Also ist man dann eigentlich mit dem neuen Gerät ja viel Nachhaltiger und sollte alle alten Geräte regelmäßig ersetzen, oder?

Die Antwort aus der Sicht der Nachhaltigkeit ist klar: NEIN. Das ist nämlich falsch, weil hier nur der Wasser- und Energiebedarf bei der Nutzung berücksichtigt wird. Aber schon bei der Herstellung wird Wasser und Energie verbraucht und auch noch jede Menge an Rohstoffen. Für das alte Gerät (also das, was bei euch sowieso schon da ist), wurde das schon verbraucht. Das Gerät ist ja schon bei euch im Einsatz. Wenn ihr euch ein neues Gerät (welches hoffentlich Energiesparender ist) jetzt kaufen würdet – und das alte Gerät wegschmeißt oder entsorgen lasst – dann sorgt ihr zwar im Betrieb für geringeren Wasser- und Energieverbrauch. Ihr müsst aber auch berücksichtigen, dass die Herstellung des Gerätes und möglicherweise die Entsorgung des alten Gerätes auch Rohstoffe, Energie, vielleicht Waser und mehr benötigt. Und diese „Kosten“ machen den Sparvorteil des neuen Gerät sofort zunichte. Es ist viel Nachhaltiger, Geräte möglichst lange zu nutzen und auch reparieren zu lassen, statt sie so schnell wie möglich zu ersetzen.

Das Gerät weiter so lange wie möglich weiter zu nutzen bzw. reparieren zu lassen ist meistens sogar günstiger als ein Neukauf. Aber hier noch ein kleiner Hinweis: Es gibt von jeder Regel auch Ausnahmen. Manchmal kann es sinnvoller sein, ein neues Gerät zu besorgen und das Alte nicht mehr reparieren zu lassen.

Bleib nicht stehen

Das war jetzt nur ein ganz kurzer Einstieg mit einigen Ratschlägen für erste Schritte. Wichtig ist, dass du nicht stehen bleibst, sondern weitergehst. Also nicht aufhören, weil du jetzt 5 Liter Wasser am Tag weniger verbrauchst. 

Einige deiner Schritte werden nicht optimal sein – aus Sicht der Nachhaltigkeit. Manchmal merkt man das erst Tage, Wochen, Monate oder Jahre später. Dann muss man nachjustieren und die nächsten Schritte vielleicht anders machen. Wichtig als immer alles richtig zu machen ist es aber, überhaupt Schritte zu gehen. Dazu möchte ich dich ermutigen.

Fallen dir weitere, einfache Schritte ein, dann schreib das gerne in die Kommentare. Ich freue mich drauf.

 

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